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OFFENER BRIEF an die Hildesheimer Allgemeine Zeitung

Sehr geehrte Redaktion der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung,
sehr geehrter Herr Mayen,

ich schreibe Ihnen diesen Brief im Namen der Schülervertretung, des Kollegiums, des Elternrates und der Schulleitung der Oskar-Schindler-Gesamtschule.

Als Lehrerin an der Oskar-Schindler-Gesamtschule, deren Kollegium ich seit der Schulgründung vor 3,5 Jahren angehöre, verfolge ich Ihre Berichterstattung sehr intensiv.

Ich arbeite mit voller Überzeugung an dieser Gesamtschule, habe mich sogar von einer der „alten“ Gesamtschulen aus Hannover weg beworben, um in der Planungsgruppe für die neue Schule mitarbeiten zu können.
Unser ganzes Kollegium arbeitet mit voller Kraft für die Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und die Schule selbst. Glauben Sie mir, es ist etwas anderes, an einer Schule im Aufbau zu arbeiten als in einem gesetzten, gefestigten System. Strukturen müssen erst aufgebaut, Konzepte entwickelt, Ideen realisiert werden und das neben der alltäglichen Arbeit. Aus meiner Sicht lohnt sich der Einsatz: Wir haben gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern viel geschafft in den letzten Jahren: Wir sind eine Schule ohne Rassismus und mit Courage, wir arbeiten aktiv im DaZNetzwerk (Deutsch als Bildungssprache) mit, wir haben viele aktive Kooperationen mit außerschulischen Partnern, wir haben einen von Eltern gegründeten Förderverein, um nur einige Beispiele zu nennen. All das entstand in kürzester Zeit.

Gerade weil ich mit vollem Einsatz und ganzem Herzen wirklich engagierte Arbeit an dieser Schule leiste, trifft mich Ihre Berichterstattung ins Mark.
Insbesondere die Aussage in der Unterüberschrift Ihres Artikels
„Die neue Schule und die Mühe mit der Reifeprüfung“ vom 27.5.2014: Diese ist schlichtweg sachlich falsch. Sie schreiben, dass „Absolventen der Oskar-Schindler-Gesamtschule […] für ihr Abitur wechseln [müssen], weil es keine Oberstufen-Kooperation gibt“. Dies ist unzutreffend . Die Schülerinnen und Schüler, die Abitur machen wollen, müssten die Schule sowieso wechseln, weil eine Oberstufe für die OSG nicht genehmigt wurde. Mit oder ohne Kooperation stünde daher ein Wechsel der Schule an.
Eine Kooperation mit der zweiten Gesamtschule der Stadt (, die als einzige Schule auch im G9-Modus läuft und ein ähnliches System hat) böte aber Vorteile: Die Lehrpläne könnten vernetzt werden, effektive Zusammenarbeit zwischen den Kollegien entstehen und vor allem hätten die Schülerinnen und Schüler unserer Schule, die den erweiterten Realschulabschluss erlangen, die Möglichkeit, mit Sicherheit einen Platz in der Oberstufe der Kooperationsschule zu bekommen.

Es sind aber nicht so sehr die Fakten, die sie in Ihrem Artikel benennen, die uns erschüttern. Entsetzt sind wir über die Leerstellen in Ihrem Artikel, das Unausgesprochene in den Kommentaren.
Da werden die Schulleitungen zweier Gymnasien und einer Gesamtschule zitiert und die Betroffenen selbst kommen überhaupt nicht zu Wort. Wir fragen uns, warum es bis dato kein informatives Gespräch zwischen Ihnen und der Schulleitung, geschweige denn einen Besuch von Ihnen an unserer Schule gegeben hat.
Trotzdem versuchen Sie eine Vergleichbarkeit in der Hildesheimer Schullandschaft herzustellen, die schon allein aufgrund des „Alters“ unserer Schule nicht fair ausgehen kann.

Gleichwohl sehen wir durchaus Parallelen zu der ersten Gesamtschule in unserer Stadt, die in ihren Anfängen ebenso Probleme hatte, sich zu etablieren, pauschalen Anfeindungen ausgesetzt war und mit ähnlichen Stigmata wie die Oskar-Schindler-Gesamtschule zu kämpfen hatte. In den 80er Jahren hatte die RBG einen extrem schlechten Ruf, galt als Schule nur für Schwache; die Anmeldezahlen sanken dramatisch, die Schule stand beinahe vor dem Aus. Heute kann sich Hildesheim damit rühmen, seit 2007 eine der besten Schulen in Deutschland zu beheimaten.
Es ist doch selbstverständlich, dass eine so preisgekrönte Schule, mit gewachsenen Strukturen und einem gezieltem Aufnahmeverfahren bei vielen Eltern die erste Wahl ist. Auch wenn wir uns fragen, ob die Gesamtschulidee dort noch so stark verankert ist, wie zu den Anfängen. Und nicht unerwähnt bleiben sollte, dass es für Schülerinnen und Schüler und deren Eltern eine wahre Alternative erst seit der Gründung der Oskar-Schindler-Gesamtschule 2010 gibt.
Wir befinden uns in einer wichtigen Aufbau und Entwicklungsphase und würden uns wirklich wünschen, dass man uns eine faire Chance einräumt und uns die erforderliche Ruhe zum (Auf-)Wachsen und Entwickeln gibt.
Wir haben tolle Kinder mit Potential und guten Entwicklungsmöglichkeiten (auch im Hinblick auf das Weiterlernen in der Oberstufe), ein aktives und sehr engagiertes Kollegium und eine ebensolche Elternschaft. Wir haben wahrlich eine fairere Berichterstattung verdient. Schreiben Sie unsere Schule nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Harrigfeld

PS: Lieber Herr Mayen,

ich lade Sie ein, unsere Schule kennenzulernen und freue mich über einen Besuch von Ihnen, damit Sie unsere Schule und ihren Standort auch einmal sehen.
Schreiben Sie mir, dann können wir einen Termin vereinbaren:
kerstin.harrigfeld@osg-hi.de

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