Wer war Oskar Schindler?
Oskar Schindler wurde am 28. April 1908 in Svitavy / Tschechien geboren. In den Dreißiger Jahren trat er der NSDAP bei, war sogar für die Nazis tätig. Nach der Eroberung Polens im Spätherbst 1939 betrieb Schindler im besetzten Krakau eine Emaillefabrik, für die Juden und Polen als billige Arbeitskräfte angeworben wurden.
Hier begann eine Wandlung Schindlers, der bis dahin als Glücksspieler, Trinker, Frauenheld und Kriegsgewinnler beschrieben wurde. Ihn widerte die Behandlung der hilflosen jüdischen Bevölkerung an. Schindler sorgte unter Einsatz seines ganzen Vermögens für Unterbringung, Kleidung und Ernährung der Zwangsarbeiter seiner Fabrik. Auch bestach er Gestapo-Beamten und andere einflussreiche Nazigrößen. Schindler trank und spielte mit dem berüchtigten Kommandanten des KZ Plaszow bei Krakau, Amon Göth, wenn es um die Sicherheit ,,seiner Kinder” ging, wie er die ihm zugewiesenen Zwangsarbeiter nannte. Schindler wurde mehrmals von der Gestapo vernommen, die ihn wegen Unregelmäßigkeiten oder der Begünstigung von Juden verdächtigte, was Schindler aber nicht abschreckte. 1943 reiste Schindler auf Einladung einer jüdischen Organisation nach Budapest, wo er sich mit ungarischen Juden traf. Er schilderte diesen die verzweifelte Lage der polnischen Juden und diskutierte Hilfemöglichkeiten.
Bei der Auflösung des Gettos in Krakau konnte Schindler die Genehmigung erwirken, auf seinem Fabrikgelände ein eigenes Lager für seine Arbeiter einzurichten. 1944 schließlich konnte er seine Fabrik mit rund 1.200 Zwangsarbeitern vor den anrückenden Russen nach Brünnlitz im Sudetenland evakuieren, wo sie bei Kriegsende befreit wurden. Die Übersiedlung der Männer in das Arbeitslager Brünnlitz begann am 15. Oktober 1944 und erfolgte über das KZ Groß-Rosen, dem das Arbeitslager Brünnlitz als Nebenlager zugeordnet war. Der Transport der Frauen führte über Auschwitz, da eine SS-Vorschrift verlangte, dass alle Häftlinge, Männer wie Frauen, in Quarantäne kamen, bevor sie in ein anderes Lager verlegt wurden. Schindler gelang es, die Männer aus dem Lager Groß-Rosen zu retten. Sein persönlicher Sekretär schaffte es, in Auschwitz den Weitertransport der Frauen auszuhandeln, indem er der Gestapo 7 Mark pro Tag und Kopf versprach. Dies ist der einzig bekannt gewordene Fall, in dem eine so große Gruppe die Vernichtungslager verlassen durfte, solange diese in Betrieb waren. Keiner der in Schindlers Fabrik arbeitenden Juden ist eines gewaltsamen Todes gestorben. Nach dem Ende des Krieges war Oskar Schindler 1949 nach Argentinien ausgewandert, hatte aber keinen Erfolg mit seinen geschäftlichen Unternehmungen. Auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er auf die Unterstützung von Freunden angewiesen, so dass er am Ende seines Lebens völlig mittellos war. Er besuchte 1962 Israel, wo ihm die Schindler-Juden einen triumphalen Empfang bereiteten.
Über die letzten Lebensjahre Oskar Schindlers ist nur wenig bekannt. Oskar Schindler lebte ein „geteiltes“ Leben: Die eine Hälfte des Jahres verbrachte er in Deutschland, die andere Hälfte des Jahres verweilte er bei den von ihm geretteten Juden in Jerusalem. Dieses Leben führte Oskar Schindler bis zu seinem Tod 1974. Er scheint nur noch den Kontakt mit dem engsten Freundeskreis aufrecht gehalten zu haben. Seit 1972 hielt er sich mehrmals für einige Wochen in Hildesheim auf, wo ihn Freunde, die er 1970 in Israel kennen gelernt hatte, aufgenommen hatten. Schindler starb am 9.10.1974 im St. Bernwardkrankenhaus in Hildesheim. Oskar Schindler wurde auf dem katholischen Friedhof am Zionsberg in Jerusalem bestattet.
Einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland und der Welt wurde er aber erst durch Steven
Spielbergs 1994 mit sieben ”Oskars” ausgezeichneten Film ”Schindlers Liste” bekannt, der auf dem 1982 erschienenen, gleichnamigen Buch des Australiers Steven Keneally basiert. Für Historiker wertvoll war auch der Fund eines Koffers 1999 auf einem Dachboden hier in Hildesheim mit Originaldokumenten und Briefen von Oskar Schindler.
Dieser Koffer befindet sich seitdem in Israel in der Gedenkstätte Yad Vashem .